Marianne Spolen gjorde denna batikbild till Hornborgasjöns ära      Hornborga See-2017    

Start ] Uppåt ] Plan/73 Limnologi ] Fågelutredningen ] Tekniska utredningen ] [ Hornborga See ] Restoration of Lake Hornborga ]
[ Innehåll ]

1974

Van Tiefhoven Preise 1974

Verleitung der van Tienhoven Preise 1974 an Dr. phil. h. c. Per Olof Swanberg Skara / Schweden. 

Über den Plan, aus dein trockengelegten Hornborga See in Schweden wieder ein offenes Frischgewässer herzustellen.

Vortrag von Dr. h. e. Per Olof Swanberg

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Ihnen, Magnifizenz, möchte ich zuerst für die so ehrenden, Worte der Anrede herzlich danken. Besonders liegt es mir am Herzen, dem Preiskuratorium der Stiftung F.V.S. und dem Vorsitzenden, des Stiftungsrates, Ihnen, Herr Doktor Toepfer, für die sehr große Ehre, mir den van Tienhoven - Preis in diesem Jahr zu verleihen. zu danken. Ich habe selbst mir meine Naturschutz - Wehrpflicht erfüllt, ich sehe aber diese Verleihung als eine Anerkennung für die gesamte schwedische Naturschutzarbeit an und als einen Hinweis darauf, daß Umweltschutz eine Angelegenheit über Nationalgrenzen hinweg ist. Ich freue mich besonders darüber, daß dieser Entschluß zu einem Zeitpunkt gefaßt wurde, in dem sich die Frage der Zukunft des Hornborga Sees nach 25 Jahren ununterbrochener Arbeit gerade in der letzten Waagschale befindet.

In der Naturschutzarbeit war es, besonders früher, gewöhnlich so, daß die Biologen, die Naturwissenschaftler und die Naturschützer nur von Ihren eigenen Ausgangspunkten redeten und argumentierten. Sie hatten gewöhnlich keine Möglichkeit in die technischen und ökonomischen Probleme einzudringen. Die Techniker haben ihrerseits nicht die biologischen Argumente recht verstanden. Die entgegengesetzten Partner hatten Schwierigkeiten, eine für beide gut annehmbare Vereinbarung zu finden. -- "Osten ist Osten, Westen ist Westen und niemals werden sie sich begegnen."

Der See Hornborga in Mittelschweden war vor 100 Jahren mit seinen 15 Quadratkilometern seichten Wassers der bedeutendste und interessanteste Vogelsee Schwedens. Dieses ist von zwei namhaften Ornithologen gut belegt. Von Trauerseeschwalben gab es an 100 Paare. Die Doppelschnepfe, die jetzt ein sehr seltener Vogel ist und in Schweden nur ganz nördlich brütet, war damals zahlreich, man sprach von Tausenden. Andere Schnepfenvögel waren auch zahlreich - der Sandregenpfeifer und der Alpenstrandläufer brüteten in Kolonien. Der Flußregenpfeifer und der Goldregenpfeifer waren häufig. So auch Bruchwasserläufer, Rotschenkel und Kampfläufer. 3 Paare Roter Milan brüteten, früher auch ein Paar Seeadler usw. Als Jagdgebiet für Gänse, Enten - und Schnepfenjagd agd war es berühmt - Ausserdem hatten 17 Fischer ihr Auskommen durch reichlichen Fischfang. Schließlich war der See ein wichtiges Wasserreservoir für 20 Mühlen, später auch für Kraftanlagen im Abfluß. Diese Werte wurden durch 5 Entwässerungen oder besser: Entwässerungsversuche im vorigen und diesem Jahrhundert zerstört.

lm Jahre 1933, einen Monat nach dem Beschluss der letzten Entwässerung, nahm ich an einer Exkursion teil, bei welcher der Direktor einer Ackerbauschule die Aufgabe hatte, die Gründe für das soeben verkündigte Todesurteil über den See bekanntzugeben.
Wir hielten an einem Abhang oberhalb des Sees Rast. Der Vortragende zeigte mit seinem Stock auf den im Sonnenschein schimmernden blauen See zu unseren Füßen, bedauernd daß dieser schöne Anblick zum Verschwinden bestimmt war. Doch, sagte er, wir sollen anerkennen, daß auch der Anblick von weiten, wogenden Kornfeldern auf dieser 20 - 25 Quadratkilometer großen Fläche sehr schön werden wird!

25 Jahre später war der Anblick aber ganz anders: kein einziger Hektar Acker wurde gewonnen - es entstanden nur 25 Quadratkilometer von Schilf. Gemeinsam mit den Vertretern von Naturschutz und Landschaftspflege hielt ich es nun für unsere Pflicht, uns für die Wiederherstellung dieses Wichtigen See enizusetzen. Ich begann, mich in die technischen, ökonomischen und rechtlichen Verhältnisse einzuarbeiten. Bald stellte ich fest, daß die Situation des Entwässerungsunternehmens bei einer allseitigen, genauen Prüfung auf die Dauer unhaltbar war. Vor allem ließ es sich wegen allzu geringer Kapazität des Abflusses auf lange Sicht nicht ermöglichen, die frühere Seefläche trockenzulegen - es war sinnlos geworden, den Trochenlegungsversuch mit jährlichen, hohen Spesen fortzusetzen und dadurch nützliche Wasserkraft für eine Reihe elektrischer Anlagen wegzunehmen. Es war notwendig geworden, die Methoden zu ändern und eine entgegengesetzte Entwicklung herbeizuführen.

Im Jahre 1964 verlangte der schwedische Naturschutzverein, mit Unterstützung einer beträchtlichen Anzahl von Bauern, daß die Regierung mit wissenschaftlicher Neutralität untersuchen lassen sollte, wie das Seegebiet in der Zukunft optimal gestaltet werden könnte.

Der Auftrag wurde dem staatlichen schwedischen Amt für Milieuschutz erteilt. Dieses setzte eine Reihe von Arbeitsgruppen ein, um die hydrologischen, technischen, landwirtschaftlichen, limnologischen und ornitologischen Probleme zu lösen. Nach einer achtjährigen Arbeit legte das Milieuschutzamt im November 1973 der Regierung einen umfassenden Vorslag zu einer des Sees vor.

Es wurde bestätigt, daß die Entwässerung nicht fortgesetzt werden durfte. Es wurden Wege gewiesen, um den See in der einen oder anderen Weise wiederherstellen. Die Kernfrage war: in welchem Ausmaß müßte der Wasserstand erhöht werden? Der Professor der Lirnnologie Sven Björk gab die Antwort: der Mittelwasserstand muß wenigstens um einen Meter erhöht werden - das beste ist ihn zunächst um einen Meter zu erhöhen und nach wenigen Jahren nochmal un einen halben Meter.

Dieses Ziel kann mit einem Damm erreicht werden, der so wirken soll, daß die größten Wasserfluten, besonders nach der Schneeschmelze, wie vorher abgelassen werden können. Es würde jedoch vom Frühjahr bis Ende Juni ein idealer, um eineinhalb Meter erhöhter Wasserstand erzielt. Auch nach dem ersten Juli, d.h. nach der Brutzeit der Vögel, könnte der See als ein großes Wasserreservoir ausgenutzt werden, von dein wenigstens ein Drittel abgelassen werden kann, um die Wasserkraft der elektrischen Anlagen im Abflußgebiet zu verstärken.

Das nächste Problem war, daß der See ganz von Schilf zugewachsen war, das von einer mäßigen Wassererhöhung nicht vernichtet werden konnte. Es war notwendig, eine Methode zur restlosen Entfernung des Schilfes an 10 Quadratkilometern auszuprobieren. Mehrere Amphibienwagen wurden angeschafft und mit verschiedenen Ausrüstungen versehen. Die mehrjährigen Versuche, von Professor Björk geleitet, führten, kurz, zu folgender Arbeitsmethode:

  • 1. Die Jahresarbeit beginnt im Winter, indem man die groben alten, von mehreren Generationen Schilf zusammengesetzten Haufen von Rohr wegschneidet, sammelt und verfeuert.
  • 2. Wenn die Frühjahrsflut kommt verwendet man eine Pontongetragene Mähmaschine und schneidet den Schilfstubbel ganz an der Wurzeldecke ab. Die neueste Pontonmaschine erfordert nur 25 cm Wassertiefe.
  • 3. lm Höhepunkt der Vegetation kornnit man noch einmal zurück und schneidet die frischen, grünen Schilfmassen. Diese werden zusammengebracht getrocknet und später verfeuert.
  • 4. Dann folgt das, was meiner Meinung nach das wichtigste Arbeitsmoment ist: mit einer besonderen Maschine, einem am Hornborga See konstruierten „Rotorkultivator", wird die dicke Wurzeldecke des Schilfes in kleine Fragmente geschnitten. In dieser Weise wird jener ursprüngliche, mineralogene Seeboden wiederhergestellt, der für die Vermehrung der submersen Vegetation und der erwünschten Mikrofauna hervorragend geeignet ist.
  • 5. Nachdem die ganze bestimmte Fläche mit dieser Methode fertig behandelt ist, soll die Wassererhöhung unmittelbar beginnen.

Das Ziel ist, 11 Quadratkilometer freier Wasserfläche zu öffnen. Leider kann der Rest des früheren Sees, 13 Quadratkilometer, nicht 

Dieses Ziel kann mit einem Damin. erreicht werden, der so wirken soll, dasssss die größten Wasserfluten, besonders nach der Schnee-schmelze. wie vorher abgelassen werden können. Es würde jedoch vorn Frühjahr bis Ende Juni ein idealer, um eineinhalb Meter erhöh-ter Wasserstand erzielt. Auch nach dem ersten Juli, d. h. nach der Brutzeit der Vögel, könnte der See als ein großes Wasserreservoir ausgenutzt werden, von dein wenigstens ein Drittel abgelassen wer-den kann, um die Wasserkraft der elektrischen Anlagen im Abfluß-gebiet zu verstärken.

Das nächste Problem war, daß der Sec ganz von Schilf zugewachsen war, (las von einer mäßigen Wassererhöhung nicht vernichtet werden konnte. Es war notwendig, eine Methode zur restlosen Entfernung des Schilfes an 10 Quadratkilometern auszuprobieren. Mehrere Amphibienwagen wurden angeschafft und mit verschiedenen Aus-rüstungen versehen. Die mehrjährigen Versuche, von Professor Björk geleitet, führten, kurz, zu folgender Arbeitsmethode:

  • 1. Die Jahresarbeit beginnt im Winter, indem man die groben alten, von mehreren Generationen Schilf zusammengesetzten Haufen von Rohr wegschneidet, sammelt und verfeuert.
  • 2. Wenn die Frühjahrsflut kommt verwendet man eine Ponton-getragene Mähmaschine und schneidet den Schilfstubbel ganz an der Wurzeldecke al). Die neueste Pontonmaschine erfordert nur 25 cm Wassertiefe.
  • 3. lm Höhepunkt der Vegetation kornnit man noch einmal zurück und schneidet die frischen, grünen Schilfmassen. Diese werden zu-sammengebracht getrocknet und später verfeuert.
  • 4. Dann folgt das, was meiner Meinung nach das wichtigste Ar-beitsmoment ist: mit einer besonderen Maschine, einem am Hornborga See konstruierten „Rotorkultivator", wird die dicke Wurzel-decke des Schilfes in kleine Fragmente geschnitten In dieser Weise wird jener ursprüngliche, mineralogene Seeboden wiederhergestellt, (ler für die Vermehrung (ler submersen Vegetation und der er-wünschten Mikrofauna hervorragend geeignet ist.
  • 5. Nachdem die ganze bestimmte Fläche mit dieser Methode fertig behandelt ist, soll die Wassererhöhung unmittelbar beginnen.

Das Ziel ist, 11 Quadratkilometer freier Wasserfläche zu öffnen. Leider kann der Rest des früheren Sees, 13 Quadratkilomerer, nicht dauerhaft freigelegt werden. Dieser Rest ist sumpfige Riedgras-wiese. Wenn diese Flächen überflutet werden, sind sie in den ersten Jahren außerordentlich gute Nahrungsbiotope für die Schwimm-vögel. Doch, nach einigen Jahren wird die ganze abgestorbene Wur-zeldecke so mit kleinen Gasblasen gefüllt, daß sie wieder in der neuen Wasserebene schwimmt. Es wird noch einmal ein Schwingrasen mit dichter, ornithologisch unzweckmäßiger Vegetation. Zwar haben wir neue Maschinen hergestellt, die auch diese sumpfigen Riedgras-wiesen öffnen oder sogar zerstören können. Arbeitskosten und Transportkosten für das aufgegrabene Wurzelmaterial machen es uns jedoch praktisch unmöglich, damit in größerer Skala zu arbeiten. Doch auch die unbearbeiteten Riedgraswiesen halten ihre eigenen Werte. Hier sei nur erwähnt, daß die letzten vier Paare vom südschwedischen Bestand der Kornweihe hier noch brüten.

Während 3 Jahren leitete ich eine möglichst vollständige ornithologische Untersuchung. Durch die kompakte sonst praktisch undurchdringliche Vegetation des ganzen Gebietes wurden 18 parallelle Untersuchungslinien oder - straßen geschnitten, alle mit Markstangen in 100 Meter lange Sektionen eingeteilt.

Bereits die einleitenden Feldversuche mit Biotopbehandlung ergaben einen überraschend schnellen und deutlichen Erfolg: Der hübsche Ohrentaucher und manche andere Arten vermehrten sich rasch. Der Grund für die faunistischen Zunahmen ist deutlich. Die Chironomidenfauna, d.h. die Fauna von Mückenlarven, zum Beispiel, vermehrte sich fünffach; die Reiherenten und die brütenden Tafeleutenweibchen vierfach oder mehr. Der Haubentaucher, von dem wir zwei Jahre früher mir 3 oder 1 - Paare hatten, nistete 1970 mit 52 Paaren. Die 4000 Lachmöwenpaare vermehrten sich bis zu 9000 Paaren und breiteten sielt auf sehr ausgedehnten Flächen aus, was sehr erstrebenswert ist, da ihr Schutz von einer Reihe von anderen Arten aufgesucht wird, so z. R. vom seltenen Schwarzhalstaucher Die Anzahl der Bläßhühner nahm bis über 1000 Paare zu. Mehrere Fischadler fischen wieder den ganzen Tag durch in den doch bisher kleinen, sehr seichten geöffneten Wasserflächen.

Die Bedeutung der bisher nur experimentellen Biotopverbesserrung sowie auch die Bedeutung des Sumpfgebietes als ein international schutzwertes Gebiet, das in der Convention ort Wetlands Liste eingeschrieben ist, wird dadurch hervorgehoben, daß früher nur einzelne kampfläufer im Herbst rasteten. Nach den versuchsmässigen Verbesserungen rasten aber hier Tausende während eines ganzen Herbstmonates im letzten Jahr war das Tagemaximum 3200 Kampfläufer.

Sogar der Kranich hat sich als Folge der versuchsweise geöffneten Flächen als Brutvogel etabliert.

Ein anderes, sehr großes Problem ist selbstverständlich die Wasserbeeinflussung der umliegenden Ufergebiete. Eine Karte soll zeigen, wieviel Boden von eineinhalb Meter Erhöhung des Wassers beeinflußt wird. Die Karte soll aber zu gleicher Zeit mit den gestrichelten Feldern zeigen, das die Absicht besteht, rund 75 % des Ackerbodens mit Dämmen zu schützen.

Die Kosten werden beträchtlich sein. Im ganzen wird die größte Erhöhung des Wassers 16 - 17 Millionen Kronen kosten d.h. etwa 10 Mill. DM. Dieses sind aber Brutto Kosten. Man muß nicht vergessen, daß man mit dem Restaurieren auch Millionen gewinnen kann: durch bessere Trockenlegung der von den Dämmen geschützten Ackerflächen, durch erhöhte Wasserkraftproduktion, durch wiederhergestellten Fischfang um nur die ökonomisch wichtigsten Folgen zu nennen.

Endlich ein Beispiel, wie spezifisch die ökologischen Bedingungen und Probleme sein können: Seit dein vorigen Jahrhundert spielt das Hornborgagebiet die Rolle des unvergleichlich - wichtigsten Rastsammelplatzes der skandinavischen Kraniche während des Frühjahrszuges. In diesem Jahr, z.B., hatten wir bis 3200 Kraniche dort versammelt. Die Totalanzahl im April beträgt normalerweise zwischen 5000 und 6000. Es ist ganz klar, daß dieses von 3 Faktoren abhängt, von denen der entscheidenste ist, daß dieses Gebiet seit mehr als hundert Jahren zwei große Branntweinbrennereien hatte. Ihnen sind nämlich sehr weit ausgedehnte Kartoffelfelder zu verdanken. In Mittelschweden, wo die Frühjahrsbestellung stattfindet, liehen die Kraniche die nach der Ernte im vorigen Herbst im Erdboden gebliebenen und im Winter gefrorenen Kartoffeln, die daher für die Kranich - Versammlung am Hornbroga See die größte Bedeutung besitzen.
Jetzt sind beide Brennereien stillgelegt. Damit sind die seit alten Jahren traditionellen, weit ausgedehnten Kartoffelfelder verschwunden. Die Kraniche beginnen, das Gebiet zu verlassen. Deshalb sind wir jetzt damit beschäftigt, die Restaurierung des Sees mit einem speziellen, den Kranichen gewidmeten Kartoffelanbau zu verbinden. Auf diesen Kartoffelfeldern wollen wir es den Kranichen allein überlassen, selbst die Kartoffeln aus der Erde herauszuholen.

Ja, die Probleme und Problemlösungen im Umweltschutz sind sicherlich endlos, aber auch reizvoll!

 

Start ] Uppåt ]
redigerad juli 2017.